Das Logo des Botanischen Gartens Carsiana

Anfang der 1980er Jahre beauftragte die Provinz Triest den Architekten Giorgio Schumann mit der Gestaltung eines für die Straßenbeschilderung konzipierten Logos für Carsiana. Der erste Vorschlag – ein stilisiertes Alpenveilchen – fand keinen Zuspruch beim wissenschaftlich-technischen Ausschuss unter der Leitung von Dott. Gioitti. Die anschließend von Schuman entworfene stilisierte Margerite wurde in den Folgejahren auch für die Werbebanner verwendet.

In den Broschüren des Gartens und auf den Eintrittskarten, deren Layout sich im Laufe der Jahre mehrfach änderte, wurden die Bilder verschiedener Pflanzen verwendet: Mittelmeer-Wolfsmilch (Euphorbia characias), Amethyst-Mannstreu (Eryngium amethystinum), Feuer-Lilie (Lilium bulbiferum) sowie andere Pflanzen der Karstflora, unter denen insbesondere die Gemeine Pfingsroste (Paeonia officinalis s. l.) häufig und nicht allein aufgrund ihrer auffallenden Schönheit ausgewählt wurde. In den 1980er Jahren war das unkontrollierte Entnehmen von Wildblumen noch eine weit verbreitete Praxis, die eine Bedrohung für den Erhalt der auffälligeren Arten wie eben der Pfingstrose darstellte. In dieser Hinsicht hat der Garten zweifelsfrei zur erfolgreichen Information und Sensibilisierung mehrerer Besuchergenerationen in Sachen Naturschutz beigetragen. 

Im Jahr 2019 wurde auf Wunsch der Region Friaul-Julisch Venetien im Rahmen einer umfassenden Restaurierungs-, Neuqualifizierungs- und Förderungsmaßnahme des Gartens nach einem Logo gesucht, das den für alle Schutzgebiete der Region geltenden Kriterien bzw. Vorgaben entsprechen sollte.

Die Wahl des neuen Wahrzeichens des Gartens war ein langwieriges Unterfangen.

Der erste Vorschlag - Gemeine Pfingsrose (Paeonia officinalis) – wurde aus zweierlei Gründen verworfen: zum einen wächst die wunderschön blühende und auf regionaler Ebene unter Schutz stehende Pflanze typischerweise am Waldrand. Damit ist sie an die Ausbreitung des Karstwalds infolge der Aufgabe der traditionellen land-, forst- und weidewirtschaftlichen Tätigkeiten gebunden, die heute eine ernsthafte Bedrohung für den Erhalt der lokalen Artenvielfalt darstellt. Zudem erfuhr die Taxonomie der Paeonien in den letzten Jahren tiefgreifende Veränderungen, die auch die spontanen Pfingstrosen des Karsts betrafen (vertiefend hierzu sind u.a. die Werke von Podini & Oriolo 2002, Passalacqua & Bernardo 2004 und Pignatti 2017-2018-2019 zu nennen) und angesichts derer sich die Bestimmung der zu den Vertretern von P. officinalis gehörenden Pfingstrosen als schwierig erweist und selbst unter den renommiertesten Experten des Sektors zu Meinungsverschiedenheiten führt. Zudem weist die Pfingstrosensammlung in Carsiana eine äußerst vielfältige Morphologie auf und es ist zum derzeitigen Stand unmöglich, ihre Zugehörigkeit sicher zu bestimmen. Angesichts dieser Aspekte zog man es vor, sich bei der Suche definitiv auf taxonomisch gut bekannte Arten zu konzentrieren, welche typisch für besondere Aspekte der Karstvegetation sind.

Doch nicht nur die Identität des Gartens, sondern auch seine ‚Mission‘ und die von ihm verkörperte kulturelle Aufgabe sollten neuen Schwung erhalten, denn „Carsiana ist – wie bereits 1980 von Poldini, Gioitti, Martini und Budin im Buch „Einführung in die Flora und Vegetation des Karsts“ vermerkt – ein umwelterzieherisches Werkzeug, das durch Einwirken auf das Bevölkerungsbewusstsein dazu beitragen kann, das Land und seine Ressourcen korrekt zu nutzen“. Unter diesen richtungsweisenden Vorgaben der Gründungsväter suchte man also nach einem Logo zur Versinnbildlichung des derzeit am stärksten gefährdeten und somit wertvollsten Vegetationstyps im Karst, der Karstheide. Diese Magerrasen gelten seit jeher als ertragsarm und daher kaum von Wert, bergen jedoch in Wirklichkeit eine enorme Artenvielfalt, die von nationalen und gemeinschaftlichen Richtlinien geschützt wird und zu deren Hüter sich Jedermann berufen fühlen sollte. Es wurden also einige illyrische Endemismen dieses Vegetationstyps, wie der Frühlingsenzian (Gentiana verna subsp. tergestina) oder die Triestiner Stein-Nelke (Dianthus sylvestris subsp. tergestinus) in die nähere Betrachtung gezogen, doch deren graphische Darstellung war leider wenig zufriedenstellend.

Ein Gedanke hielt sich jedoch beharrlich im Hinterkopf und basierte auf den Worten des Schriftstellers Scipio Slataper, der einst schrieb: „Mein Karst ist hart und gut. Jedes seiner Grasbüschel hat den Fels gespalten, um zu wachsen, jede seiner Blumen muss sich erst an Dürre laben, bevor sie erblüht.“ Und so begann man nach einer Blume zu suchen, welche die Ausdauer und Zähigkeit eines aus dem Fels sprießenden Pflänzchens verkörpert. Nach reiflicher Überlegung fiel die Wahl schließlich auf die Felsen-Flockenblume (Centaurea rupestris), ein genügsames und unscheinbares Blümchen, so gelb wie die Sommersonne und ständig vom Bora-Wind zerzaust.

Sie mag nicht die „schönste“ Blume im Garten sein, doch mit Sicherheit verkörpert sie die Zielsetzungen für den Erhalt und Schutz dieses Standorts. Zudem ist Centaurea rupestris die namensgebende Art und typisch für die Pflanzenassoziation Carici-Centaureetum rupestris, besser bekannt als „Karstheide“.

Heute steht die Felsen-Flockenblume ebenfalls für die Bemühungen der Region, die empfindlichsten und einzigartigsten Lebensräume im Karst zu schützen und die Sensibilisierungs- und Informationsarbeit im Sinne der Gründerväter des Gartens weiter zu führen. Und genau das ist auch der Wunsch aller Mitarbeiter von Carsiana und ihm gilt ihr Engagement.